Hintergrundinformationen

Von den immer größer werdenden Ölpalmplantagen im Tropengürtel der Erde geht eine Bedrohung mit weitreichenden negativen Folgen für Umwelt, Tiere und Menschen aus. Indonesien ist inzwischen der weltweit größte Hersteller von Palmöl und beliefert gemeinsam mit Malaysia etwa 85 Prozent des Weltmarkts (vgl. WWF Deutschland 2021a). Auch in Südamerika und Afrika werden Ölpalmen angebaut. Die Fläche für Ölpalmen hat sich seit 1990 weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht. Die Plantagen bedecken global etwa 27 Millionen Hektar Fläche (vgl. Rettet den Regenwald e.V. 2021).

Die globale Produktion von Palmöl und Palmkernöl stieg auf ca. 85 Mio. Tonnen (vgl. WWF Deutschland 2021a). Damit ist Palmöl das weltweit wichtigste Pflanzenöl. Die Nahrungsmittelindustrie nutzt 72 % des produzierten Palmöls, für kosmetische Industrieerzeugnisse wurden 18 % benötigt und 10% dienten der energetischen Nutzung, also der Strom-, Wärme- und Kraftstoffproduktion (vgl. Forum Nachhaltiges Palmöl e.V. 2021). Die hohe Nachfrage rührt daher, dass Palmöl billig und vielseitig verwendbar ist, außerdem geschmacksneutral, hitzestabil und sehr lange haltbar. Besonders vorteilhaft für die Lebensmittelindustrie ist, dass das Palmöl bei Zimmertemperatur von fester Konsistenz ist, d.h. es muss nicht chemisch gehärtet werden. Somit ist Palmöl ein begehrter Rohstoff, der bereits in 50% der deutschen Supermarktprodukte enthalten ist (vgl. WWF Deutschland 2021b).

Die steigende Nachfrage hat zur Folge, dass die Primärwälder Indonesiens und Malaysias weiter schrumpfen werden, obwohl mit internationaler Hilfe versucht wird, diesem Trend durch Aufforstungen und Pflanzungen entgegenzuarbeiten (vgl. Brad 2019, S. 115). Palmölplantagen stellen nämlich den Hauptgrund für die Zerstörung des Regenwaldes in Malaysia und Indonesien dar. Zudem stehen die mit der Produktion und dem Konsum von Palmöl einhergehenden Missstände für die in den Anbaugebieten lebenden Menschen und die dortige Flora und Fauna in der Kritik. Aufgrund dieser Entwicklungen und kritischen Diskussionen wurde im April 2004 der „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (RSPO) gegründet; Ziel ist die Durchsetzung nachhaltiger Anbaumethoden für Palmöl, wenngleich Wirksamkeit und Durchsetzungsvermögen dieser Institution nicht unumstritten sind (vgl. Brad 2019, S. 160ff.). Darum wurde 2011 vom indonesischen Landwirtschaftsministerium ein nationales Zertifizierungssystem (ISPO) eingeführt, was jedoch mit der Kritik konfrontiert wurde, zum Greenwashing der beteiligten Großkonzerne beizutragen. Vor dem Hintergrund dieser Problematik gerät leicht aus dem Blick, dass trotz der genannten Bemühungen der Anteil der nicht-zertifizierten Palmölproduktion kontinuierlich wächst. Zertifizierungssysteme modifizieren zwar punktuell die Art der Produktion, sie setzen aber nicht an der Hauptursache der Palmölproduktion an: der Dynamik von Weltmarktnachfrage und Expansion des Palmölsektors (vgl. ebd., S. 164).

Ablauf

Benötigtes Material

Digital verfügbar:

  • Bilder für visuelle Impulse zum Einstieg und für die Überleitung zur Geschichte
  • Audio „Rimbas Reise“
  • Skript zur Audiodatei
  • 4 Arbeitsaufträge für die Gruppenarbeit in 4 Gruppen
  • Infotext zur Palmöl-Herstellung für die Gruppenarbeit
  1. Die durchführende Lehrperson zeigt der Klasse Bilder von verschiedenen Produkten und regt Äußerungen seitens der Schüler:innnen an. Die Aufgabe ist es, die Gemeinsamkeit der dargestellten Produkte zu diskutieren – alle benötigen Fett zur Herstellung, das häufig in Form von Palmöl zugesetzt wird.
  2. Die Überleitung zur Stoffgeschichte erfolgt nun durch die Bilder, auf denen der Regenwald mit einem exemplarischen Bewohner zu sehen ist. „Rimba Palem“, die fiktive Palmfrucht-Protagonistin, wird anschließend gezeigt, um dann das Thema der Stunde zu formulieren: „Produktion und Konsum von Palmöl“.
  3. An dieser Stelle erfolgt ein kurzer Lehrer:innenvortrag mit wichtigen Informationen zum Palmöl.
  4. Danach hören die Schüler:innnen die Stoffgeschichte an, gehen in Gruppen zusammen und erarbeiten dort mithilfe eines Textes die verschiedenen Einsatzbereiche des Rohstoffes Palmöl. Die Rechercheaufträge werden entweder digital oder idealerweise vor Ort (zu Hause, im Supermarkt, an der Tankstelle) erledigt. Dies ist bei der Planung entsprechend zu berücksichtigen.
  5. Im Anschluss daran/in der Folgestunde werden die Ergebnisse der Gruppenarbeiten mündlich im Plenum präsentiert.
  6. Evtl. können die Ergebnisse in einem knappen Tafelanschrieb zusammengefasst werden.
  7. In einer gemeinsamen Diskussion werden alternative Möglichkeiten gesammelt und der eigene Lebensstil mit Blick auf das Palmöl als Inhaltsstoff reflektiert.

Hinweise

Denkbar ist auch eine Durchführung der UE mit anderen Rohstoffen wie bspw. Soja, Erdöl, Holz o.Ä. Auch für diese Rohstoffe eignet sich das Methodenmuster Stoffgeschichten.

BNE-Kompetenzen

In dieser Unterrichtseinheit werden folgende BNE-Kompetenzen von Lernenden besonders gefördert.

Globale Zusammenhänge erkennen und neue Perspektiven ausbauen: Die Schüler:innnen lernen Aspekte der Produktion von Palmöl kennen und schätzen die Reichweite (nicht)nachhaltiger Konsumentscheidungen und deren negative Auswirkungen auf die lokale Lage (Indonesien) und die globale Umwelt ab.

Fächerübergreifend Erkenntnisse gewinnen: Die Schüler:innnen bewerten nachhaltige Alternativen zu palmölhaltigen Produkten und deren langfristigen Mehrwert.

Gemeinsam mit anderen planen und handeln: Die Schüler:innnen diskutieren soziale, ökonomische und politische Gründe für die Regenwaldrodung in Südostasien.

Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen: Die Schüler:innnen beschreiben und beurteilen Aspekte der Globalisierung und differente Perspektiven von Ländern in ihren unterschiedlichen Entwicklungsstadien in Bezug auf Palmöl.

Selbstständig planen und handeln: Die Schüler:innnen kennen und erörtern ihre persönlichen Rechte und Interessen sowie deren Grenzen in Bezug auf nachhaltige Entwicklungsprozesse.

Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- / Handlungsgrundlagen nutzen: Die Schüler:innnen identifizieren generationenübergreifende Gerechtigkeitskonflikte vor dem Hintergrund des Einflusses der Globalisierung auf lokale Nutzflächen im Globale Süden.

Mehr Informationen zum Zusammenhang von BNE-Kompetenzen von Lernenden und Lehrenden

Quellenverzeichnis

Brad, Alina (2019): Der Palmölboom in Indonesien. Zur Politischen Ökonomie einer umkämpften Ressource. Bielefeld: transkript. Abrufbar unter: https://www.researchgate.net/publication/332107595_Der_
Palmolboom_in_Indonesien_Zur_Politischen_Okonomie_einer_
umkampften_Ressource/link/5ca10408a6fdccd46047e6f5/download
(Stand: 18.09.2023)

Forum Nachhaltiges Palmöl e.V. (2021): Das Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) unter: https://www.forumpalmoel.org/ (Stand: 18.09.2023)

Rettet den Regenwald e.V. (2021): Palmöl – der Tod des Regenwaldes. Abrufbar unter: https://www.regenwald.org/themen/palmoel (Stand: 18.09.2023)

WWF Deutschland (2021a): Nachhaltigkeitsprobleme beim Palmölanbau. Abrufbar unter: https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel/nachhaltigkeitsprobleme-beim-palmoelanbau (Stand: 18.09.2023)

WWF Deutschland (2021b): Palmöl. Abrufbar unter: https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel (Stand: 18.09.2023)