Hintergrundinformationen

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zielt u.a. auf ein reflektiertes Bewusstsein über die eigene Rolle im Umgang mit der Natur ab. Es geht darum, nachhaltige und nicht-nachhaltige Handlungsweisen zu vergleichen und zu bewerten sowie geeignete Routinen auszubilden und einzuüben.
Nachhaltiges Verhalten im Wald zeigt sich in folgender Weise (vgl. Nationalparkverwaltung Harz 2017 und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald 2017):

  1. Zurückgelassener Müll im Wald ist gefährlich, da bei dessen Zersetzung Giftstoffe in den Waldboden gelangen können und somit die Flora und Fauna nachhaltig schädigen. Tiere laufen Gefahr, den Müll zu fressen bzw. sich darin zu verfangen und zu sterben. Wenn Vögel Plastikverpackungen in ihren Nestern verbauen, kann kein Regen mehr aus diesen abfließen, sodass die Küken ertrinken. Die erste Verhaltensregel lautet daher: Ich lasse keinen Müll liegen.
  2. In den letzten Jahren ist die Waldbrandgefahr stetig gestiegen. So war im Jahr 2019 allein in Deutschland eine Fläche von 2.711 Hektar von Waldbränden betroffen (vgl. UBA 2020). Diese entstehen vor allem durch weggeworfene Zigaretten und außer Kontrolle geratene Lagerfeuer. Besonders in heißen und trockenen Jahren greifen die kleinen Feuer schnell auf den dürren Waldboden und die umliegenden Bäume über. Es ergibt sich die zweite Verhaltensregel: Ich mache kein Feuer.
  3. In vielen Bundesländern ist das stete Anleinen von Hunden bereits Pflicht. Dies empfiehlt sich, da die Gefahr besteht, dass sie Wildtiere wie Hasen oder Rehe wittern und diese dann durch das Gelände hetzen oder sogar reißen, was einen erhöhten Stress für die Wald- und Wiesenbewohner bedeutet. Daher gilt die dritte Regel: Ich nehme meinen Hund an die Leine.
  4. Nicht nur Hunde, auch Menschen können Stress auf die Tiere ausüben, wenn sie in deren natürlichen Lebensraum eindringen. Deshalb sollten sie beispielweise nicht mit Blitzlicht fotografiert oder zur eigenen Belustigung missbraucht werden. Das Aufsprengen von Rehen, Scheuchen von Enten, Stochern in Ameisenhaufen etc. ist also strengstens verboten. Die vierte Regel lautet daher: Ich störe keine Tiere.
  5. Die Wahrnehmung von Geräuschen wie Vogelgezwitscher, Grillenzirpen oder das Rauschen der Bäche um sich herum trägt maßgeblich zum großen Erholungsfaktor von Wald und Wiesen bei. Deshalb ist von lauter Musik oder Lärm in diesen Gebieten abzusehen (NABU NRW 2017). So kann verhindert werden, dass Wildtiere verschreckt und aus ihrem Lebensraum verscheucht werden. Daraus ergibt sich die fünfte Regel: Ich mache keinen Lärm.
  6. Das Klettern auf Bäume macht zwar Spaß, jedoch können dabei die Rinde des Baumes verletzt, Insekten getötet und Vögel beim Brüten gestört werden. Auch andere Beschädigungen von Bäumen und Sträuchern, etwa Ritzen in die Rinde, Zerren an Ästen oder das Abrupfen von Blättern, Blüten und Früchten ist verboten, da so Bakterien und Krankheitserreger den Baum befallen können und dieser in der Folge sogar absterben kann. Daraus ergibt sich die sechste Regel: Ich mache keine Bäume, Sträucher und Pflanzen kaputt.
  7. Beim Verlassen der Wege und Wandern über nicht befestigte Böden besteht ebenfalls das Problem, dass durch unachtsames Auftreten viele Pflanzen beschädigt und Kleintiere wie z.B. Schnecken oder Ameisen getötet werden können. Daher ergibt sich die siebte Regel: Ich bleibe auf dem Weg. 

Ablauf

Benötigtes Material

Digital verfügbar:

  • Geschichte für die Sinnesreise
  • Verhaltensregeln und zugehöriges Bildmaterial

Noch zu ergänzen:

  • PowerPoint-Präsentation mit den Bildern aus dem Dokument “Regeln-Bilder”
  • Beamer und Whiteboard
  1.  Die Stunde beginnt mit einer Sinnesreise. Hierfür liest die Lehrperson die vorgefertigte Geschichte zu einer Naturumgebung vor, im Rahmen derer sinnliche Erfahrungen bei den Schüler:innen evoziert werden. Solche imaginativen Verfahren sind vor allem im Kontext von Entspannungstechniken bekannt und eignen sich besonders für jüngere und/oder lernbehinderte Kinder (vgl. Petermann 2010, S. 105). Durch das Vorlesen wird die Aufmerksamkeit der Kinder spielerisch auf das Thema Wald gelenkt und durch die Anknüpfung an die eigenen Vorerfahrungen Motivation für den folgenden Stundenverlauf aufgebaut.
  2. Die anschließende Erarbeitung der Verhaltensregeln in der Natur erfolgt im Unterricht einer Grundschulklasse/Inklusionsklasse in einem Halbstuhlkreis (bzw. je nach Gruppengröße auch Stuhlkreis). Mit Hilfe einer PowerPoint-Präsentation lassen sich hierfür die Bilder, welche als visuelle Impulse dienen, gut darstellen. Anschließend werden die Verhaltensregeln gemeinsam im Plenum reflektiert und ggf. noch ergänzt.
  3. Für den Einsatz in der Förderschule erfolgen ggf. die Wiederholung und das Einüben der im Halbstuhlkreis erarbeiteten Regeln in Gruppen mit maximal fünf Schüler:innen. Sie bekommen die Aufgabe, die Bilder und entsprechenden Regeln richtig zuzuordnen und auf einem Plakat zu fixieren.
    Hinweis: In der Unterrichtseinheit kann auch zusätzlich der sogenannte „Anybook Reader“ verwendet werden, ein interaktives Sprachausgabegerät in Stiftform, mit dem man Buchseiten, Aufgabenpläne, Arbeitsstationen oder Gegenstände vertonen kann. Der Einsatz des Geräts erscheint besonders dann sinnvoll, wenn der Großteil der Kinder kaum oder noch gar nicht lesen kann. Dank des „Anybook Readers“ können die Schüler:innen „selbst lesen“ und haben so einen viel größeren Eigenanteil. Gleichwohl bleibt die Textform auf den Karten erhalten, was die lesestärkeren Kinder zum eigenständigen Lesen anregt. Dass nicht jede Schule dieses Mittel zur Verfügung hat, ist uns natürlich bewusst; dennoch erscheint das Gerät erwähnenswert.
  4. Das (ggf. diskursiv reflektierte) Ergebnis lässt sich schließlich in Form eines Plakats mit nachhaltigen Verhaltensweisen im Wald für den Klassenraum festhalten und kann als Vorbereitung für eine Exkursion in den Wald dienen. So wird der Lernprozess von der imaginativen Sinnes- zur realen Erlebnisreise in den Wald.

Hinweise

Die diskursive Verfahrensweise eignet sich für den Einsatz in der Grundschule, um die Verhaltensregeln gemeinsam in der Lerngruppe auszuhandeln. Bei der Erprobung dieser Unterrichtseinheit in einer Grundschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist statt eines diskursiven ein stärker direkt-instruktionales Vorgehen im Unterricht zu wählen.

BNE-Kompetenzen

In dieser Unterrichtseinheit werden folgende BNE-Kompetenzen von Lernenden besonders gefördert.

Globale Zusammenhänge erkennen und neue Perspektiven ausbauen: Die Schüler:innen lernen nachhaltige Verhaltensweisen im Wald kennen und begegnen weitreichenden Folgen für die Umwelt.

Fächerübergreifend Erkenntnisse gewinnen: Die Schüler:innen erfahren den Wald in seiner Funktion als Ökosystem und als wichtigen Teil des Lebensraumes für Tiere und Menschen.

Gemeinsam mit anderen planen und handeln: Die Schüler:innen diskutieren in der Gruppe über angemessene Verhaltensregeln im Wald und begründen diese mit entsprechenden Argumenten.

Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen: Die Schüler:innen sind in der Lage, die zeitliche Tragweite heutigen Handelns zu erkennen und entsprechende Handlungsentscheidungen zu treffen.

Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren: Mithilfe der Sinnesreise greifen die Schüler:innen auf ihre eigenen Erfahrungen mit und im Lebensraum Wald zurück und nutzen dieses Vorwissen zur Erarbeitung von Verhaltensregeln.

Selbstständig planen und handeln: Die Schüler:innen entwickeln gemeinsam Verhaltensregeln im Plenum und diskutieren diese anschließend in Kleingruppen.

Mehr Informationen zum Zusammenhang von BNE-Kompetenzen von Lernenden und Lehrenden

Quellenverzeichnis

NABU NRW (Hg.) (2017): Richtiges Verhalten für Natur und Umwelt. Abrufbar unter https://www.natur-erleben-nrw.de/start/meta-content/richtiges-verhalten (Stand: 18.09.2023).

Nationalparkverwaltung Harz (Hg.) (2017): Verhalten im Nationalpark. Abrufbar unter http://www.nationalpark-harz.de/de/natur-erleben/verhalten-im-nationalpark/ (Stand: 18.09.2023).

Petermann, Ulrike (2010): Entspannungstechniken für Kinder und Jugendliche: Ein Praxisbuch. Weinheim und Basel: Beltz.

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. (Hg.) (2017): Unser Waldknigge. Abrufbar unter https://www.sdw.de/ueber-den-wald/verhalten-im-wald/ (Stand: 18.09.2023).

UBA – Umweltbundsamt (2020): Waldbrände. Abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/waldbraende#waldbrande-in-deutschland (Stand: 18.09.2023).