Einsatzmöglichkeiten
Aufgrund ihres komplexen multimodalen Formates, ihrer scheinbar humorvollen Harmlosigkeit sowie ihrer persuasiven und partizipativen Möglichkeiten ist die Thematisierung von (politischen) Internetmemes aus didaktischer Sicht betrachtet sehr relevant, um die Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Moral zu reflektieren. Dabei kommt Internetmemes einerseits ein hohes Potenzial im Kontext der politischen Bildung zu, andererseits sind sie ein wichtiges Medium der Moral sowie des demokratischen Aushandelns gesellschaftlicher Wertvorstellungen. Memes eignen sich zudem für die Thematisierung digitaler Kultur im Unterricht, da sich viele Lernende über die reine Rezeption hinaus in ihrem Alltag auch produktiv mit (politischen) Internetmemes, die sie selbst erstellen, teilen und verändern, beschäftigen. Internetmemes verwenden grundsätzlich eine Bild-Text-Sprache, die unmittelbar wirkt und in der allgemeinen Wahrnehmung zunächst auf Witz und Amüsement abzielt. Durch Variation des Textanteils werden Bilder aus Vergangenheit und aktuellem Zeitgeschehen in immer neue Zusammenhänge gesetzt, wodurch sich ein permanenter Bedeutungswandel realisiert. Die Basis hierfür ist eine charakteristische Mehrdeutigkeit (vgl. Anselm/Hammer-Bernhard 2023), die Memes große Attraktivität zukommen lässt.
Im unterrichtlichen Kontext sind Internetmemes zum einen Gegenstand der Beschäftigung und bieten Anregung zur ethischen Reflexion (vgl. Anselm/Hammer-Bernhard 2023a und 2023b). Daneben stellen sie eine geeignete Methode dar, Erkenntnisse und Entdeckungen in verknappter und fokussierter Form auszudrücken. Dabei ist darauf zu achten, dass sich Memes – so hat schon Limor Shifman in ihrem Grundlagenbändchen Meme. Kunst, Kultur und Politik im digitalen Zeitalter (2014) festgehalten – im Wesentlichen durch drei Eigenschaften auszeichnen: (1) die virale Verbreitungsform, (2) die Prinzipien Nachahmung bzw. Imitation sowie (3) die Verbreitung durch Wettbewerb und Selektion. Das heißt: Das bloße Erstellen einer Bild-Text-Kombination ist noch kein Meme, sondern erst durch die Teilungsprozesse im digitalen Rahmen werden sie zu Memes.
Ablauf
Vorbereitung
Die Lerngruppe muss Zugang zu internetfähigen digitalen Endgeräten haben (Tablets, Smartphones).
Vorbemerkung: Es greift zu kurz, Memes lediglich zur Auflockerung oder Motivation einzusetzen; ihre Wirkweise, die stets auch die Möglichkeit zu Manipulation und Diskriminierung beinhalten kann, ist im Rahmen des Unterrichts zu thematisieren und zu reflektieren.
Methodisch eignen sich Memes besonders gut, um
> zu Beginn einer Unterrichtseinheit Einstellungen zu einem bestimmten Thema abzufragen,
> während der Einheit Zwischenergebnisse zu sichern und ganz besonders
> zum Ende einer Einheit die gewonnenen Erkenntnisse in einer witzig-kreativen Form zum Ausdruck zu bringen.
Zur Erstellung von Memes kann eine Vielzahl von kostenlos im Netz angebotenen Internetgeneratoren, die Schablonen sowie Bildmaterial zur Verfügung stellen, verwendet werden. Diese sind äußerst intuitiv zu bedienen, so dass auch in kurzer Zeit gelungene Ergebnisse erstellt werden können.
Entscheidend ist, dass Memes erst durch den Prozess des Teilens zu Memes werden. Das bedeutet: Memes müssen zumindest im Rahmen der Lerngruppe verfügbar gemacht werden. Dafür können sie beispielsweise über datenschutzkonforme Plattformen wie Mebis oder Moodle geteilt werden.
Im Anschluss an die Betrachtung ist es unbedingt notwendig,
> sich über die gewonnenen Erfahrungen auszutauschen,
> in einen Diskurs über die unterschiedlichen Ergebnisse einzutreten,
> evtl. eine weitere Runde der Meme-Erstellung anzuschließen, in der die entstandenen Memes kopiert und variiert werden.
Quellenverzeichnis
Anselm, Sabine; Hammer-Bernhard, Eva (2023a): Memes. Medien der Werteerziehung zwischen Meinungsfreiheit und Moral. MiDU – Medien Im Deutschunterricht, 6(2), 1–15. https://doi.org/10.18716/OJS/MIDU/2023.2.1
Anselm, Sabine; Hammer-Bernhard, Eva (2023b): „Humor ist, wenn man trotzdem lacht?“ Memes zwischen Meinungsfreiheit, Fragen der Moral und Manipulation. In: Was gibt es da noch zu lachen? Komik in Texten und Medien der Gegenwartskultur in literaturdidaktischer Perspektive. Hg. von Nicola König und Jan Standke. Trier: WVT, 275-294.
Shifman, Limor (2014): Meme. Kunst, Kultur und Politik im digitalen Zeitalter. Berlin: edition suhrkamp.