Einsatzmöglichkeiten

Die Methode des Gruppenpuzzles als Expert:innengespräch eignet sich besonders gut zur arbeitsteiligen Auseinandersetzung mit einem bestimmten Themenkomplex der BNE. Denn die Schüler:innen lernen auf diese Weise, dass jeder und jede die Verantwortung trägt, zu einem Teilbereich des Themas Informationen beizutragen und als kundige/r Expert:in die erarbeiteten Informationen an die Gruppe weiterzugeben. Die Lernenden erleben sich somit als Teil des Ganzen, denn die Einbindung aller ist notwendig bei Weitergabe und Austausch der Gruppenergebnisse (vgl. Scholz 2020, S. 26). Dies entspricht dem Grundprinzip der Deutschen UNESCO-Kommission insofern, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung dazu befähigt, „informierte Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst zum Schutz der Umwelt, für eine bestandsfähige Wirtschaft und eine[] gerechte[] Gesellschaft für aktuelle und zukünftige Generationen zu handeln und dabei die kulturelle Vielfalt zu respektieren. Es geht um einen lebenslangen Lernprozess, der wesentlicher Bestandteil einer hochwertigen Bildung ist. BNE ist eine ganzheitliche und transformative Bildung, die die Lerninhalte und -ergebnisse, Pädagogik und die Lernumgebung berücksichtigt.“ (DUK 2014, 12)

Ablauf

Benötigtes Material

ggf. originelle Ideen für die Einteilung der Gruppen

Vorbereitung

Es bietet sich an, vor Beginn Gruppentische bereitzustellen. Außerdem braucht es ein Oberthema, das sich in verschiedene Teilbereiche aufteilen lässt. Dazu sind jeweils Aufgabenstellungen vorzugeben (vgl. zum Folgenden Lothar 2020, S. 24f.).

  1. Die Schüler:innen erhalten die Aufgaben zu ihrem Themengebiet. In Einzelarbeit versuchen sie, sich den Aufgaben inhaltlich anzunähern. Nach einer vereinbarten Zeit wechseln die Schüler:innen in Expert:innen-Gruppen. In diesen finden sich alle Schüler:innen mit denselben Ausgangsfragenstellungen zusammen – beispielsweise alle Schüler:innen mit dem Thema A. Innerhalb der eigenen Expert:innen-Gruppe kann dann über mögliche Probleme bei der Aufgabenstellung, Herausforderungen bei bestimmten Lösungsansätzen oder Uneinigkeiten diskutiert werden. Dabei sollte am Ende dieser Expert:innenrunde deutlich werden, welche Inhalte später als Expert:in in den anderen Gruppen vorzustellen sind. Dazu ist es notwendig, dass alle Mitglieder der Gruppe als Expert:innen auch über einen entsprechenden Wissensstand verfügen.
  2. Anschließend beginnt die Austauschphase: Jede/r Expert:in aus Gruppe A trifft nun auf weitere Expert:innen der Gruppen B, C und D (beliebig erweiterbar). Sinnvoll ist es, zuvor innerhalb der Expert:innen-Gruppe Nummern zu verteilen. Das vereinfacht die Zusammensetzung.
    Expert:in 1 aus der Gruppe A trifft sodann auf Expert:in 1 aus der Gruppe B. Somit bilden sich beispielsweise die folgenden Gruppenzusammenstellungen:

    Gruppe I: A1, B1, C1, D1, …
    Gruppe II: A2, B2, C2, D2, usw.

    Innerhalb der neu zusammengesetzten Gruppen sitzt nun jeweils ein/e Expert:in aus einem Themenbereich. Reihum stellen die Expert:innen nun das jeweils aufgearbeitete Thema (bspw.: A-D) vor. Auch für Rückfragen sollten die Expert:innen hier vorbereitet sein.

  3. Im Anschluss an diesen Durchlauf gehen die Schüler:innen erneut in ihre Ausgangsgruppen zurück, um über den Austausch in den zuvor zusammengesetzten Gruppen zu berichten.
    Es bietet sich an, die Methode des Expert:innengesprächs zum Unterrichtsende noch einmal gemeinsam in der Lerngruppe zu reflektieren.

Hinweise

Anders als im freien Rollenspiel wird im gebundenen Rollenspiel das Agieren der Schüler:innen durch eine arbeitsteilige Gruppenarbeit bestimmt. So entsteht eine Variante zur Rollendiskussion, zur Talkshow oder zu einer gespielten Gerichtsverhandlung. In all diesen Formen des gebundenen Rollenspiels findet eine andere Rahmung statt und die Schüler:innen sind aufgefordert, entsprechend ihrer Rolle zu handeln. Anregungen hierfür finden sich jeweils als separate Methodenmuster in der BNE-Box.

Differenzierungsmöglichkeiten

  • Um einer sprachsensiblen Herangehensweise zu entsprechen, lässt sich das Gruppenpuzzle sprachlich gemeinsam vorentlasten. Visualisierungen oder das gezielte Einführen und Wiederholen eines entsprechenden thematischen Wortschatzes stellen eine geringere Verständnisbarriere sicher und aktivieren sowohl sprachliches Vernetzen als auch erstes Brainstorming zum Thema.
  • Als weitere sprachliche Unterstützung können Formulierungshilfen bereitgestellt werden, die anschließende Präsentationen sprachlich stützen und zur Strukturierung der Redebeiträge herangezogen werden können.
  • In den jeweiligen Expert:innengruppen können leistungsschwächere Teilnehmende von einer leistungshomogenen Zusammenstellung profitieren, da sprachlich und inhaltlich
  • Thematisch können die Aufgaben für das Gruppenpuzzle in ihrer Komplexität variieren; für fortgeschrittene Lerngruppen könnte beispielsweise mehr Recherche- und Quellenarbeit zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Themenfeld eingefordert werden. Zum Oberbegriff „Nachhaltiger Konsum“ beispielsweise ließen sich für höhere Klassenstufen Expertengruppen bilden, die wissenschaftliche Beiträge etwa zur Umweltbelastung durch Plastikverschmutzung oder globalen Gerechtigkeit lesen – mit jüngeren Lernenden könnte z.B. erst einmal gebrainstormed werden, welche Produkte in Plastik verpackt sind und wie sich Verpackungsmüll im Alltag vermeiden ließe. So beruhen die Erkenntnisse der einzelnen Expert:innen je nach Leistungsstand mehr auf wissenschaftlicher Recherche oder eigenen Bezügen zur Lebenswelt.
  • Um den Leistungsdruck bei der Präsentation der gesammelten Erkenntnisse in der eigenen Expert:innengruppe zu verringern und dennoch eine faktenbasierte Informierung der anderen zu erlauben, sollten Schüler:innen dazu angeleitet werden, in den Expert:innengruppen Notizen – eventuell auch auf vorentlastenden Arbeitsblättern – anzufertigen. Differenzierend kann auch das Anfertigen von Schaubildern oder Infografiken zur Veranschaulichung als weiterführende Aufgabe gestellt werden.

Mehr Informationen zu grundlegenden Differenzierungs­möglichkeiten

Quellenverzeichnis

DUK – Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (2014): UNESCO Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘. Deutsche Übersetzung. Bonn: DUK. Abrufbar unter https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-01/unesco_roadmap_bne_2015.pdf (Stand: 10.12.2021).

Scholz, Lothar (2020): Methoden-Kiste (9. Auflage; hg. von der Bundeszentrale für politische Bildung). Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Abrufbar unter: https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/methoden-kiste_aufl9_online.pdf (Stand: 25.03.2021).