Hintergrundinformationen

Nachhaltigkeit ist ein Begriff mit einem umfassenden semantischen Spektrum und kann definiert werden als eine längere Zeit anhaltende Wirkung bzw. als ein forstwirtschaftliches Prinzip: Es soll nicht mehr Holz gefällt werden, als jeweils nachwachsen kann. Zudem ist auch ein ökologisches Prinzip gemeint, dem zufolge nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann (vgl. Grober 2002). Das grundlegende und weit verbreitete Konzept von Nachhaltigkeit – im engeren Sinn des Wortes verstanden – basiert auf drei Säulen bzw. Zielen, die es zu vereinbaren gilt. Diese sind erstens soziale, also gesellschaftliche Ziele; zweitens ökologische, also auf die Umwelt bezogene; und drittens ökonomische bzw. wirtschaftliche Ziele. Diese notwendige Verzahnung der drei Säulen der Nachhaltigkeit bildet die theoretische Grundlage zum Verständnis des Begriffs (vgl. de Haan 2007, S. 17). Dabei gilt es zu beachten, dass das Nachhaltigkeitskonzept nicht überfrachtet werden darf (vgl. de Haan et al. 2008, S. 115): Da nicht alle Ziele zum gleichen Zeitpunkt in gleichem Maße berücksichtigt werden können, ist eine Güterabwägung unabdingbar, um Kompromisse zu finden.

Der Begriff Nachhaltigkeit muss also dahingehend konkretisiert werden, dass es sich um die Schnittmenge von drei Teilbereichen handelt, die miteinander in Wechselwirkung stehen (vgl. Vogt 2010, S. 3). Hierbei kann ein sogenanntes Nachhaltigkeits-ABC helfen, bei dem einzelne Möglichkeiten in ein ABC zusammengefasst werden, um der Idee einer nachhaltigeren Lebensweise näher zu kommen. Seit dem 01.01.2016 sind die sog. 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN („Sustainable Development Goals“) in Kraft; sie stellen den Kern der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ dar. Ausgewählte Fakten zur Nachhaltigkeit, die in der Informationsphase der Unterrichtsidee eingespielt werden, können daran orientiert sein. Im Rahmen der Unterrichtseinheit sind beispielsweise folgende Ziele (Vorschläge für eine jeweils aktuelle Quellenrecherche finden sich jeweils in Klammern) besonders relevant:

Ziel 1: Armut in jeder Form und überall beenden (Daten z. B. im alle zwei Jahre erscheinende Welt-Armutsbericht der Weltbank unter https://www.worldbank.org/en/publication/poverty-and-shared-prosperity)

Ziel 2: Ernährung weltweit sichern (Daten z. B. auf der Seite des Welternährungsprogrammes https://de.wfp.org/)

Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen (Daten z. B. auf der Seite der WHO https://www.who.int/)

Ziel 4: Hochwertige Bildung weltweit (Daten z. B. im Weltbildungsbericht der UNESCO unter https://www.unesco.de/bildung/agenda-bildung-2030/unesco-weltbildungsbericht)

Ziel 5: Gleichstellung von Frauen und Männern (aktuelle Informationen z. B. unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/gleichstellung-von-frauen-und-maennern-841120)

Ziel 6: Ausreichend Wasser in bester Qualität (Daten z. B. im jährlich erscheinenden Weltwasserbericht der UNESCO unter https://www.unesco.de/kultur-und-natur/wasser-und-ozeane/un-weltwasserbericht-2020-wasser-und-klimawandel)

Ablauf

Benötigtes Material

Digital verfügbar:

Noch zu ergänzen:

  • ggf. Lernplakat wie bspw. ein „Tier-ABC“
  • ggf. Arbeitsblätter mit vorgedrucktem Alphabet
  1. Im Vorfeld der Unterrichtseinheit fordert die Lehrperson die Schüler:innen dazu auf, einen Gegenstand, ein Bild oder etwas Ähnliches mitzubringen, das für sie Nachhaltigkeit symbolisiert. Zu Beginn der Stunde bildet die Klasse einen Sitzkreis, alle legen ihre mitgebrachten Objekte in die Mitte des Kreises und die Schüler:innen betrachten in einem ersten Schritt lediglich die Objekte. (Hinweis: Da anzunehmen ist, dass die Schüler:innen vor allem den Umweltbereich bedenken werden, sollte die Lehrperson ggf. ergänzende Objekte mitbringen, die auch die ökonomische, soziale und kulturelle Dimension von Nachhaltigkeit berücksichtigen.)
  2. Die Schüler:innen stellen Vermutungen über die Objekte der Mitschüler:innen an, worin sie einen Bezug zu Nachhaltigkeit sehen und können dann auch Stellung zu ihrem eigens mitgebrachten Objekt beziehen. Die Lehrperson bündelt diese Gesprächsfäden, um auf die verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit zu verweisen (ggf. auch mit einem Tafelbild). Dazu können auch die Objekte in verschiedene Gruppen verschoben werden, wobei schnell deutlich werden dürfte, dass eine strikte Trennung in abgrenzbare Kategorien weder immer möglich noch wünschenswert ist.
  3. Um die erarbeiteten Dimensionen von Nachhaltigkeit noch weiter zu buchstabieren, erstellt die Klasse ein „ABC der Nachhaltigkeit“. Zur Konkretisierung können die folgenden Vorschläge herangezogen werden, die je nach Alter und Zusammensetzung der Lerngruppe beliebig adaptierbar sind:
    • Jüngere Lerner:innen können ausgehend von einem Bilder-ABC im Klassenraum (z.B. Lernplakate wie ein Tier-ABC) zu der Idee geführt werden, dass Nachhaltigkeit aus verschiedenen Zielen „buchstabiert“ werden kann.
    • In höheren Jahrgangsstufen kann das Video „Ursprungsalphabet“ von Nora Gomringer, der renommierten schweizerisch-deutschen Gegenwartslyrikerin, präsentiert werden. Diese Performance ist nicht nur mit Blick auf antike Sagenstoffe im Geschichts- oder Deutschunterricht anschlussfähig, sondern kann als Modell und Ausgangspunkt für die Gestaltung eines ABCs der Nachhaltigkeit gesehen werden. Dieses kann als Abschluss in Form eines Alphabet-Vortrags oder eines alphabetischen Dialogs präsentiert werden.
    • Weiterführend besteht auch die Möglichkeit, die Ergebnisse zur Buchstabenrecherche digital zu präsentieren und ein ABC der Nachhaltigkeit als Website zu veranschaulichen (vgl. dazu http://www.erklaermirmal.com/; Hauck-Thum 2020, S. 449). So kann im Anschluss an diese Stoffsammlung ein Text produziert werden, welcher die Thematik „Nachhaltigkeit“ behandelt und reflektiert. Stilistisch sind hierbei unterschiedliche Möglichkeiten wie Beschreibung, Erzählung oder poetische Gestaltung zu wählen, je nach Ausdrucksintention. Die entstandenen Ergebnisse können vor Ort im Unterricht besprochen werden. Darüber hinaus ist es vorstellbar, diese Schüler:innenbeispiele zur Bereicherung dieser Buchstabier-Vorschläge in die BNE-Box hochzuladen.

BNE-Kompetenzen

In dieser Unterrichtseinheit werden folgende BNE-Kompetenzen von Lernenden besonders gefördert.

Globale Zusammenhänge erkennen und neue Perspektiven ausbauen: Die Schüler:innen lernen verschiedene nachhaltige und nichtnachhaltige Entwicklungen in der Welt kennen und setzen sich mit unterschiedlichen Sichtweisen zu diesem Thema auseinander.

Fächerübergreifend Erkenntnisse gewinnen: Die Schüler:innen lernen ein grundlegendes Konzept von Nachhaltigkeit sowie aktuelle Daten und Fakten zu mehreren exemplarischen Themenbereichen kennen.

Gemeinsam mit anderen planen und handeln: In Gruppen benennen und analysieren die Schüler:innen thematische Schwerpunkte im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung und diskutieren unterschiedliche Haltungen und kontroverse Standpunkte.

Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden: Die Schüler:innen beschreiben den Umgang mit fraglichen Entscheidungssituationen und lernen individuelle Handlungsmöglichkeiten kennen.

Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren: Die Schüler:innen ermitteln und beurteilen nachhaltige und nicht-nachhaltige Entwicklungen vor dem Hintergrund der Werthaltungen von sich selbst und anderen.

Mehr Informationen zum Zusammenhang von BNE-Kompetenzen von Lernenden und Lehrenden

Quellenverzeichnis

Gomringer, Nora (2006): Ursprungsalphabet. Aus: Dies.: Sag doch mal was zur Nacht. Dresden und Leipzig, S. 9f. Abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=D5Z0x3OTjY4 (Stand: 18.09.2023).

Grober, Ulrich (2002): Tiefe Wurzeln: Eine kleine Begriffsgeschichte von „Sustainable Development“ – Nachhaltigkeit. Abrufbar unter: http://www.umweltethik.at/wp/wp-content/uploads/GroberTiefeWurzeln.pdf (Stand: 18.09.2023).

de Haan, Gerhard (2007): Bildung für nachhaltige Entwicklung als Handlungsfeld. In: Praxis Geographie 9/2007, S. 4–9.

de Haan, Gerhard; Kamp, Georg, Lerch, Achim et. al. (2008): Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit. Grundlagen und schulische Konsequenzen. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag.

Hauck-Thum, Uta (2020): Das Anthropozän als Denkrahmen für Lehr- und Lernprozesse unter den Bedingungen der Kultur der Digitalität. In: Carmen Sippl, Erwin Rauscher, Scheuch Martin (Hg.): Das Anthropozän lehren und lernen. Innsbruck/Wien: StudienVerlag, S. 443-452.

17ziele.de (2022): Ziele für nachhaltige Entwicklung unter: https://17ziele.de/ (Stand: 18.09.2023).